Von der Kung Fu-Begeisterung zur olympischen Sportart
Er kennt den Verein von Anfang an: Christian Martin, Erster Vorsitzender des SC Eching Karate. Im Interview erzählt er, was den Verein und ihn geprägt hat und wie aus einem fernöstlichen Kampfsport großer Breitensport wurde.
Christian, Deutschland ist Fußballland. Wie kam man damals, Ende der 70er Jahre auf die Idee, ausgerechnet einen japanischen Sport mit seltsamen Bewegungen zu wählen?
Es war die Zeit, in der sich Karate über die ganze Welt verbreitet hat. Jeder kennt heute noch die Filme mit Bruce Lee. Die waren zwar nicht klassisches Karate, aber das hat uns begeistert. Als ich das erste Mal hier in Eching Karate in Aktion gesehen habe, war ich einfach von der Schnelligkeit und der Kraft beeindruckt. So etwas hatte ich zuvor noch nie gesehen.
Wie ging Karate in Eching los?
Schon 1974 trainierten die ersten Karateka, damals noch in der Abteilung Leibesübungen. Am 4. Juni 1975 wurde Karate dann als eigene Abteilung des SC Eching gegründet. Zu dieser Zeit trainierten 17 Frauen und 15 Männer unter den Echinger Pionieren, dem ersten Abteilungsleiter Günther Ratzka und dessen Bruder Rudolph Ratzka, sowie den Brüdern Thomas und Hans Wolf.
Wie sahen Training und Wettkämpfe damals aus?
Wir waren damals schon sehr erfolgreich. Wir haben Medaillen auf oberbayerischer, bayerischer und sogar auf deutscher Ebene gewonnen. Am Training hat sich über die Jahre vor allem geändert, dass es sich stärker auf Breitensport ausgerichtet hat. Wir haben zu Beginn so trainiert wie wir es bei anderen gesehen haben. Wir haben uns einfach etwas abgeguckt. Heute gibt es durch den Bayerischen und den Deutschen Karate-Verband sehr viele Lehrgänge. Dort können sich die Mitglieder, aber auch die Trainer inspirieren lassen und nach heutigen sportwissenschaftlichen Erkenntnissen weiter bilden.
Die Entwicklung zum Breitensport zeigt sich auch in den Mitgliederzahlen?
Zu Beginn waren wir einfach einige Karate-Begeisterte. Doch schon 1991 hatten wir 30 Kinder im Training. Heute hat der Verein über 100 Mitglieder, davon zwei Drittel Kinder und Jugendliche. Das freut mich sehr. Diese Entwicklung ist aber natürlich auch ein Verdienst unserer bisherigen Abteilungsleiter. Vor allem aber haben wir sehr gute Trainer. Wir bieten ein Training, das vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, vom Bayerischen Landessportverband, vom Deutschen Karateverband und vom Deutschen Olympischen Sportbund zertifiziert ist. Das ist herausragend. Und dass Karate für jedes Altersspektrum etwas bietet, zeigt sich auch an der hohen Quote der über 50-jährigen, die regelmäßig am Training mit unverminderter Begeisterung teilnehmen.
Wie sieht es aktuell aus?
Mit unseren Kindern sind wir sehr erfolgreich. Wir haben nicht nur einen Bayerischen Meister in unseren Reihen, sondern haben beispielsweise auf den Moosburger Kara-Games gleich eine ganze Ladung Medaillen gewonnen: Zweimal Gold, viermal Silber und viermal Bronze. Außerdem veranstalten wir für die Kinder im Sommer eine Karate-Nacht und ein Nikolausturnier.
Was bringt die Zukunft?
Karate ist endlich olympische Sportart. 2020 können alle die Wettkämpfe in Tokio erleben. Das ist ein klares Zeichen: Karate hat Zukunft.